Donnerstag, 18. Oktober 2007

Besuch an der Nordschleife

Die Nordschleife.... im Grunde braucht es kaum mehr Worte um sie zu beschrieben. Die Grüne Hölle ist in vielen Augen eine Rennbahn wie keine andere. Einmalig in ihrer Länge, einmalig in der Kurvenanzahl, einmalig auch im Schwierigkeitsgrad und zu guter letzt einmalig in der Belastung für Mensch und Maschine. Die Strecke ist eben nicht ganz normal.

Man fährt von hier aus ca. 430km hin, kann direkt von der Hauptstraße über einen kleinen Parkplatz zu einer Schranke, Karte reinschieben, und ab auf die Piste. So war das auch bei mir.

Ich habe vor kurzem einen Probe-Fahrer, den Benne aus dem Probe Forum, kennengelernt, der mich recht kurzfristig zu einer Nordschleifenrunde einlud. Gleich am nächsten Tag bin ich mit meinem kleinen Smart aufgebrochen um nach Bottrop zu fahren.
Dort endlich angekommen gings mit dem Probe weiter in Richtung Nordschleife. Die Fahrt selbst war ein Ereignis für sich, da sein Probe vollkommen auf Nordschleife getrimmt ist. K-Sport Bremsanlage sowie K-Sport Gewindefahrwerk, Sport-Stabilisatoren, Rennreifen, König Sportsitze und wo weiter und so weiter. Nach der ersten Kurve an einer Autobahn auffahrt mit knapp 100 schaute er entspannt in meine Richtung und meint: "Du hast doch nichts gegen Scheerkräfte, oder?" ... ohm, noch gehts mir gut :)
Der Kölner Ring war wie üblich einigermaßen zu, wir sind aber doch recht gut durchgekommen. Im Raum Koblenz wurde die Gegend dann wirklich schön. Die Landschaft ist wirklich herlich, viele Berge, kleine Flüsschen und sehr rustikal- gemütliche Dörfer.
Kurz vor dem Ring trafen wir einen alten Kumpel von Benne und folgten ihm ohne Pause gleich auf den Ring.....

Sagen wir mal, es war ein einschneidendes Erlebnis, gleich auf die Piste zu gehen. Zunächsteinmal war ich von der Fahrt noch einigermaßen überwältigt, saß ja schon 5h im Auto, und zum Anderen hatte ich mein Hab und Gut noch garnicht richtig verstaut. Egal, Spaß muss sein, also los gehts!
Gleich in der ersten Kurve (Hohenrain) stellte ich fest, was Scheerkräfte eigentlich wirklich sind, warum Porsche doch nicht so schnell sind, und dass ein durch die gegend fliegender Helm recht laute Geräusche machen kann. "Ähm, Timo, wo ist Dein Helm?!" - zack nach hinten gegriffen, gleich erwischt, während der nächsten Kurve (CocaCola-Kurve) mit nach vorne, zwischen beiden Sportsitzen durch und zwischen meine Beine geklemmt.
Bei Hatzbach gehts für meine Begriffe recht steil abwärts, so dass man seine Ohren für einen Augenblick lang merkt, während man auf ca. 150 beschleunigt. Macht aber nichts, da man gleich im Anschluss mit ca. 150 durch die nächste Kurve zieht (Werte sind grade geschätzt) bis man bei den Hocheichen zum zweiten mal die volle Entfaltung der Bremsanlage zu spühren bekommt.

Anschließend nimmt man, was der Wagen her gibt, um beim Flugplatz mit sehr hoher Geschwindigkeit die Linkskurve zu ziehen. Irgendwo da hatten wir den ersten Porschefahrer vor uns, den wir in der Außenkurve bei ca. 40% mehr Geschwindigkeit stehen ließen.
--Absurd--

Der darauf folgende Streckenabschnitt ist für hohe Geschwindigkeiten gedacht, die leichten Unebenheiten machen weniger der Maschine, jedoch mehr dem Menschen aus. Während man in einer irsinnig langen linkskurve auf ca. 210 zieht, rauscht 2m von einem entfern die Leitplanke vorbei. Wagt man einen ungeübten Blick aus der seitenscheibe vergisst man schnell, dass man bei jeder Bodenwelle Probleme mit der Schwerkraft hat - während man den Helm, das Notebook und die Digicam versucht festzuhalten, neben sich selbst natürlich. Am Aremberg vorbei durch den Torbogen in Richtung Adenauer-Forst lernt man langsam die Scheer- und die Schwerkraft zu ignorieren, während die eine oder andere Curb versucht den Sitz strittig zu machen.
Das folgende Bremsmanöver erinnert einen abermals an die verdammt gute Bremse, während man erstaunlich moderat den Kiesgrube rechts liegen lässt: "Hier ist es gefährlich, da musst Du aufpassen." klang es in ruhigem Ton, während der Fahrer - inzwischen hatte ich den Namen vergessen - wieder aufs Bodenblech drückte.

....

Irgendwann später - nachdem man allmählich gefallen an der rasanten, grenzwertigen und harndrangfördernden Fahrt findet, sieht man das Karussell zum ersten mal. Das ist wirklich so derartig bekloppt, dass man da nur mit 80 durch fahren kann. Sonst wirds unangenehm, man dreht sich, oder öhm, man macht sich den Unterboden kaputt. "Hey, jetzt kommt eigentlich erst meine Lieblingsstrecke!"... ist das ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen!?
Da ich bereits zahllose male die Nordschleife in GTR 1 gefahren war, wusste ich, dass die Hohe Acht und speziell der Wippermann seinen Namen zurecht trug. Lange S-Kurven mit rechts-links Curbs machen allmählich Freude, abfliegen konnte ich nun ja nicht mehr - ich fühlte mich mittlerweile unsterblich, offenbar hatte Benne nach seinen knapp 70 Runden ein Abkommen mit dem Sensenmann getroffen "Mein Wagen ist schwärzer als dein Mantel, also lass mich fahren!" - so dass wir mit ca. 180 in Richtung Eschbach ballerten.
Der Rest hat dann richtig Spaß gemacht, Brünnchen und der Pflanzengarten waren zwar eine echte Herausforderung für meine von der herfahrt geplagte Blase, allerdings wurde ich wieder duch einen weiteren Porsche in der Außenkurve versöhnt :)
Am Schwalbenschwanz angekommen musste ich dann doch mal die 4-Punkt Gurte benutzen, da ich vergessen hatte meine Füße ans Bodenblech zu pressen. Der Galgenkopf war dann nurnoch Formsache, die wir, wie alle vorherigen Kurven auch, mit vier quitschenden Reifen im Vorbeiflug an einem weiteren Sportwagen hinter uns brachten und die Zeitmessung dann knapp hinter einem weiteren Porsche in der Döttinger Höhe mit 8:41 (oder waren es 8:43?) beendeten.

Eine wahrhaft unglaubliche Aktion! Als ich aus dem Auto stieg war mit ehrlicherweise leicht übel. Ich war bisher noch auf keiner Rennstrecke, meine Erlebnisse mit dem Fiesta gingen nicht über 20km, sondern lediglich über 20m. Es war schlicht überweltigend dies alles in der kurzen Zeit gesehen zu haben. Meine innere Freude war daher groß als ich den Rest des Tages resümierend vor mich lebte - und sicherlich etwas unglücklich drein schaute.
Benne ist anschließend noch ein paar Runden gefahren, einmal mit seinem Probe, einmal mit der Supra eines neuen Kumpels - Grizzly aus dem Supra-Forum. Wir waren beide sehr zufrieden :)

Nach einigen weiteren Fotos und einer Menge netter Gespräche und Fachsimpeleien sind wir noch zu einem kleinen Restaurant gefahren um leckere Schnitzel zu essen. Hier schlossen wir mit einem wirklich guten, zarten Schnitzel bei Pommes und Cola den Tag ab.
Ich fühlte mich wieder sehr wohl und war vollkommen davon überzeugt, dass sich die lange Tour für mich gelohnt hatte. Ich hoffe es ging meinem freundlichen Fahrer Benne auch so. Von mir aus könne wir das jeder Zeit wiederholen!

MFG und fahrt auf die Schleife - aber vorsichtig!
Timo